Geschichtliches
Ehe die Ärztebildung auf universitärer Ebene erfolgte, erlernte man den Beruf des Wundarztes oder Baders wie ein Handwerk. Die ausgebildeten Wundärzte ließen sich überwiegend in den Städten und größeren Märkten des Landes nieder. Bis ins 18. Jahrhundert bekamen auch kleinere Orte wie Straden eien ärztliche Versorgung, auch wenn sich nur ein kleiner Teil der Bevölkerung eine fachmännische Behandlung leisten konnte.
Der erste Arzt, zu dem nähere Angaben in Erfahrung gebracht werden konnten, war Wolfgang Leonardo (Lienhart). Im Jahre 1800 erwarb er mit seiner Frau Elisabeth das Haus Straden Nr. 21, in dem sich die ärztliche Tradition lange erhalten hat. Die Nachfolge des 1819 verstorbenen Wolfgang Leonardo trat sein Schwiegersohn Johann Urag an. Er ließ in Straden Nr. 21 jenes stattliche "Doktorhaus" errichten, das 1979/80 wegen Baufälligkeit durch einen Neubau ersetzt wurde.
Ab der Mitte des vorigen Jahrhunderts sind mit kleineren Unterbrechungen bis 1970 stets zwei Ärzte, zum Teil auch drei Ärzte in Straden nachweisbar, wovon einer die Distriktsarztstelle innehatte.
In der politisch bewegten Zeit nach dem Ersten Weltkrieg nahm der Stradener Arzt Dr. Willibald Brodmann (gestorben 1922) als Begründer des Untersteirischen Bauernkommandos eine Schlüsselrolle im Abwehrkampf um die Grenzziehung zwischen der neuen Republik Österreich und dem SHS-Staat ein. Sein Schwiegersohn Dr. Hans Tita Probst wurde beim NS-Putsch 1934 erschossen. Dr. Fritz Gerscha musste als Ortsgruppenleiter der Vaterländischen Front 1938 Straden verlassen und erhielt Gauverbot.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde die ärztliche Versorgung von Straden durch den Distriktsarzt und gleichzeitigen Bürgermeister Dr. Rudolf Gränz gewährleistet, der mit Unterbrechung zu Kriegsende bis zu seinem Tod 1970 Arzt in Straden Nr. 21 war. In der schwierigen Nachkriegssituation des Jahres 1945 mit zahlreichen Minenopfern blieb Straden ohne ärztliche Hilfe. Von 1948 bis zu seinem Tod 1969 wirkte Dr. Franz Posch als praktischer Arzt in Kronnersdorf Nr. 41.
Nachfolger der kurz nacheinander verstorbenen Ärzte Dr. Posch und Dr. Gränz wurde 1970 Dr. Herbert Peuschler, der seine Ordination im Haus Marktl Nr. 51 (vulgo Stöckllederer) unterbrachte. Nach dessen frühen Tod war seit 1974 Dr. Mohamed Ghafour praktischer Arzt und Distriktsarzt in Straden. Er war vorerst im Gemeindewohnhaus Straden Nr. 79 (heute Zahnarztpraxis Dr. Trummer) untergebracht, ehe er ins neu errichtete Haus Straden Nr. 21 übersiedelte. Seit 1.1.2002 ist Frau Dr. Gudrun Zweiker neue Gemeindeärztin in Straden Nr. 99.